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Lustige Geschichte

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14 Jahre 10 Monate her #241 by Dan Phillips
Lustige Geschichte wurde erstellt von Dan Phillips
LOUIS SPOHR als Hornist bei NAPOLEON
(aus: Louis Spohr. Autobiographie. Aus dem Deutschen übersetzt, London 1865.
Nachdruck: Da Capo Press, New York 1969; Seiten 117 - 119)

Im Jahr 1808 fand der berühmte Kongress der Souveränen statt, bei dem Napoleon seinen Freund, den Kaiser, unterhielt Alexander, und die Könige und Fürsten von Deutschland seine Verbündeten. Die Liebhaber von Sehenswürdigkeiten und Neugierigen des ganzen Landes strömten herein, um die Pracht zu sehen, die dort gezeigt wurde. Mit einigen meiner Schüler machte ich auch einen Fußausflug nach Erfurt, weniger um die Großen der Erde zu sehen, als die Großen der französischen Bühne, Talma und Mars zu sehen und zu bewundern.

Der Kaiser hatte seine tragischen Darsteller nach Paris geschickt, und allabendlich wurde eines der klassischen Werke von Corneille oder Racine gespielt. Ich und meine Begleiter hatten gehofft, eine solche Darstellung sehen zu dürfen, aber leider wurde mir mitgeteilt, dass sie nur für die Souveräne und deren Gefolge stattfanden und alle anderen davon ausgeschlossen waren. Nun hoffte ich, mit Hilfe der Musiker Plätze im Orchester zu bekommen; aber auch hierin habe ich versagt, denn sie waren es gewesen
Es ist strengstens untersagt, Personen mitzunehmen.

Endlich kam es mir in den Sinn, daß ich und meine drei Schüler, indem sie die Plätze derselben Zahl von Musikern einnehmen, die zwischen den Akten spielten, es dann ermöglichen könnten, während der Aufführung zu bleiben. Da wir bereit waren, stattlich zu bezahlen, und die Musiker wussten, dass ihre Stellvertreter ihre Plätze zufriedenstellend besetzen würden, gaben sie ihr Einverständnis.

Aber nun stellte sich eine neue Schwierigkeit: drei von uns konnten nur für die Violinen und die Bassgambe eingeführt werden; und da keiner von uns ein anderes Orchesterinstrument außer diesen spielte, muss einer von uns notwendigerweise ausgeschlossen bleiben.

Da kam mir der Gedanke, zu versuchen, ob ich bis zum Abend genügend Horn lernen könnte, um die Rolle des zweiten Hornisten übernehmen zu können. Ich überredete ihn, dessen Stelle ich einnehmen wollte, sofort, mir sein Horn zu überlassen; und begann mein Studium. Zuerst habe ich die tollsten Töne daraus gemacht; aber nach etwa einer Stunde gelang es mir, die natürlichen Töne des Instruments hervorzuheben.

Nach dem Essen, während meine Schüler spazieren gingen, nahm ich mein Studium im Haus des "Stadt-Musicus" wieder auf und obwohl mir meine Lippen sehr schmerzten, ruhte ich nicht, bis ich meine Hornstimme perfekt spielen konnte die sicher, sehr leichte Ouvertüre und "Zwischenakten", die am Abend gespielt werden sollten.

So vorbereitet schlossen ich mich mit meinen Schülern den anderen Musikern an, und da jeder sein Instrument unter dem Arm trug, erreichten wir ohne Widerstand unsere Plätze. Wir fanden den Saal, in dem das Theater errichtet worden war, bereits hell erleuchtet und gefüllt mit der zahlreichen Suite der Souveränen. Die Plätze für Napoleon und seine Gäste waren dicht hinter dem Orchester. Kurz darauf hatte der fähigste meiner Schüler, dem ich die Leitung der Musik übertragen hatte und unter dessen Leitung ich mich als neuer Hornist stellte, das Orchester gestimmt; die hohen Persönlichkeiten traten auf, und die Ouvertüre begann. Das Orchester mit den Gesichtern der Bühne zugewandt, stand in langer Reihe, und
jedem war es strengstens verboten, sich umzudrehen und neugierig auf die Souveräne zu blicken.

Da mir dies vorher mitgeteilt worden war, hatte ich mir heimlich einen kleinen Spiegel zur Verfügung gestellt, mit dessen Hilfe ich, sobald die Musik zu Ende war, nacheinander einen guten Blick auf die Lenker der Geschicke gewinnen konnte von Europa. Dennoch war ich bald von der großartigen Schauspielkunst der tragischen Artisten so ganz in Anspruch genommen, dass ich meinen Spiegel meinen Schülern überließ und meine ganze Aufmerksamkeit auf die Bühne richtete.

Aber bei jedem weiteren »entre-acte« steigerten sich die Schmerzen meiner Lippen, und am Schluß der Vorstellung waren sie so stark angeschwollen und blasig geworden, daß ich abends kaum noch etwas zu Abend essen konnte. Auch am nächsten Tag, bei meiner Rückkehr nach Gotha, hatten sie ein sehr geschwollenes Aussehen, und meine junge Frau war nicht wenig erschrocken, als sie mich sah; aber sie war noch gespannter, als ich scherzhaft sagte: das sei von so viel Kuss die hübschen Erfurterinnen! Als ich ihr aber die Geschichte meines Hornstudiums erzählt hatte, lachte sie herzlich auf meine Kosten.

Ungefähr um diese Zeit, obwohl ich mich nicht mehr genau erinnere, ob es eine jene Reise nach Erfurt war, oder eine frühere, schlief auch einmal Kaiser Napoleon im Schloss zu Gotha, und so war zuvor ein Hofkonzert befohlen worden Abend. Ich und meine Frau hatten die Ehre, vor dem mächtigen Mann zu spielen, und er richtete ein paar Worte an uns. Auch am folgenden Abend erhielten wir unseren Anteil an den "Golden Napoleons", den er dem Hoforchester geschenkt hatte.

[Louis Spohr war zu dieser Zeit als Konzertmeister und Leiter des Orchesters der Herzoglichen Kapelle in Gotha angestellt. Im Musikalischen Taschenbuch für 1803 wurde die Herzogliche Kapelle in Gotha zu den besten Orchestern Deutschlands gewählt.]

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